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Die "unheimliche" Pestkapelle von Pollingsried

Um die Kapelle, die mitten im Wald liegt und schlecht zu finden ist, ranken sich viele Horrorgeschichten. Von Untoten und eines schwarzen Hundes mit leuchtenden Augen. Von einem verstecktem Pestfriedhof bis hin dass fünf Brunnen im Pentagramm angelegt wären und einer der Fünfen noch nicht gefunden worden wäre. Genauso wird erzählt, dass dort ein grausiger Mord an einem Mädchen stattgefunden hätte, welches vom Pfarrer in einem der Brunnen geworfen worden wäre. Von weißen Frauen, jaulendem Geheul, Satanskult, verfluchter Ort und vieles mehr.

 

Wir machten uns auf den Weg um die Kapelle zu besuchen. (Siehe Fotos unter Text) Natürlich muss man nicht Nachts dort erscheinen um eventuell paranormale Erlebnisse zu haben. Etwas dass meist von vielen sog. Geisterjägern so aber nächtlich ausgeübt wird. Doch wenn paranormale Aktivitäten vorhanden sind, finden diese nicht nur Nachts statt. Zu dunkler Stunde ist man meist nur selber von der Geräuschkulisse, den Widerhall und persönlichen Emotionen belastet und kann meist nicht mehr logisch urteilen. Der Adrenalinspiegel steigt mit jedem fremden und unbekannten Geräusch, dazu die Geschichten... Schreit dann ein Reh oder ein Käuzchen fliegt durch den finsteren Wald... dazu ein Schatten hier, ein Schatten da, und schon ist die Geister-Einbildung vor Ort.  Es werden dann Dinge zwangsläufig falsch interpretiert.

 

Doch nun erzählen wir unsere Erfahrungen.

 

Trotz das uns der Ort bekannt ist, war es sehr schwer ihn zu finden, da die Kapelle tatsächlich direkt im Wald steht. Bei einer Kreuzung von Waldstraßen, war die letzte Möglichkeit zu parken. Der Weg zur Kapelle selbst ist mit einem Fahrverbot versehen. In der Nähe von der Kreuzung ist ein Einsiedlerhof, auf dem ein Hund seinen Wachdienst freilaufend tätigt.

 

Wir stiegen aus und packten all unsere Utensilien ein und marschierten los. Nach circa 200 Metern sahen wir bereits den ersten Brunnen, der rechts nicht weit vom Weg entfernt steht. Wir begutachteten ihn und gingen weiter.

 

Es gabelte sich der Weg in drei Straßen und wir folgten dem Weg zur Kapelle. Man muss wissen wohin man möchte, denn angeschlagene Tafel für die Wegweisung sind nirgendwo angebracht.

 

Als wir ankamen, sahen wir eine eigentlich ganz normale Kapelle die umringt von Wald ist.

 

Folgende Überlieferungen sind urkundlich bekannt:

 

  • 1162: „Gut Ried und Capelle“ gehört zum Kloster Polling und wurde dem heiligen Georg geweiht.
  • 1633 gelobten die Bewohner von Eberfing und der Riederschaften alljährlich eine Messe anlässlich der Pest zu feiern.
  • 1655: Die Kapelle wurde durch ein Feuer zerstört.
  • 1660: Es wurde die Kapelle wieder aufgebaut, allerdings ohne Fundament. Es werden 14 Bauernhöfe genannt die im Umkreis der Kapelle stehen. Die fünf noch vorhandenen Brunnen sind ein Zeugnis für die Höfe.
  • 1756: Die Kapelle wird renoviert und der Hochaltar erhält ein Fundament.
  • 1858-1865: Mit der Säkularisation verschwinden die Bauernhöfe. Nach der Entschädigung und den Abriss der Höfe, forstet der Staat auf. Es bleibt nur noch die Kapelle und der Hof Tradfanz erhalten.

 

Auf dem Vorplatz sieht man bereits einen weiteren Brunnen. Dort wurden auch Bänke für die Rast aufgestellt.

 

Die Kapelle selbst konnte man nicht betreten. Ein paarmal umgingen wir sie und konnten nur feststellen, dass sie anscheinend einmal an der linken Seite größer war. Dies stimmt auch mit der urkundlichen Nennung überein. 

 

Eine Sage erzählt davon, dass der heilige Sebastian zur Pestzeit eine heilige Messe gestiftet haben soll, damit man von der Pest verschont bleibe. Und soweit man die Glocken hören konnte, erkrankte auch kein Mensch an der Pest.

 

Wir machten Tonbandaufnahmen und nutzten Messgeräte. Weder beim einen noch beim anderen waren Auffälligkeiten zu hören noch zu messen.

 

Auch die Brunnen, welche nachträglich mit schönen Gittern wegen eventuellen Unfällen versehen wurden, waren zwar sehr alt, aber ganz normal.

 

Vor der Kapelle stehend, entdeckten wir links noch einen weiteren Brunnen, der etwas breiter ist.

 

Ein freundlicher Förster kam vorbei und wir befragten ihn. Ihm sind die Geschichten bekannt, aber diese wären in der Phantasie einiger Leute entstanden. Zum bedauern, treiben sich wiederkehrend Nachts Jugendliche herum. Dementsprechend hinterlassen diese Kinder ihren Müll vor Ort.

 

Auf die Frage wo die anderen zwei Brunnen seien, zeigte er uns den Vierten. Dieser liegt ca. 20 Meter von der Kapelle entfernt. Der Fünfte, so erklärte er uns, wäre ein Stück weiter.

 

Somit können wir Folgendes mit Sicherheit sagen:

 

 

  1. Es sind alle fünf Brunnen gefunden und bekannt.Die Brunnen sind absolut nicht in Pentagramm-Form angelegt, wie oft und gerne behauptet wird.
  2. Ist die Geschichte von dem Mädchen im Brunnen ein Ammenmärchen
  3. Gibt es keinen versteckten Pestfriedhof!
  4. Das Hundegebell kommt von dem freilaufenden Hund des Einsiedlerhofes. Zwar ist sein Fell nicht zutiefst dunkel, aber Nachts sind alle Hunde schwarz!
  5. Unsere Untersuchungen einschließlich Messungen ergaben keine Auffälligkeiten.
  6. Auch gibt es keine Merkmale, die für einen Kultplatz zu damaliger Zeit sprechen.
  7. Zu den Horror-Erzählungen kam es durch ein Theaterstück von 1959 dass ein Pfarrer schrieb und welches im selben Jahr aufgeführt wurde. Dies brachte die Menschen dazu, dieses Stück in die Realität zu übernehmen.

 

Unser Fazit: Ein idyllischer Ort mit einer schönen Kapelle und interessanten antiken Brunnen. Die Spuk- und Horrorgeschichten sind nur ein neuzeitlicher Mythos. Die teilweise verwahrlosten Wälder mit abgestorbenen Baumstümpfen, welche noch hier und da vermehrt aus dem Boden hervorstehen und vor sich hinfaulen, sowie der Hund und die Käuze sorgen bei Nacht sicherlich für schauderhafte „Erscheinungen“ im Kopf der Menschen. Eben genau so, wie in jedem Wald den man im tiefsten Dunklen einer Nacht durchläuft.

 

2014


Die Gemeinde war so freundlich die Kapelle anlässlich eines Interviews (Deutschlandradio) zu öffnen. Nochmals herzlichsten Dank!!!

Erschreckend ist, inwieweit Leute dort Schaden anrichteten. Immer wieder kam es zu Vandalismus. So wurde u.a. die Kapelle gewaltsam geöffnet und im Inneren ein Feuer entzündet.  Man kann es noch auf den Bodenfliesen erkennen. Es ist eine wahre Schande! Inzwischen ist die Kapelle Gott sei Dank mit einer Alarmanlage gesichert.

 

 

 

Zum vergrößern der Fotos, anklicken!

 

Fotos und Text: © www.Psihunter.de